Nach einem herausfordernden Jahr 2020 hat sich Arqus, die Europäische Hochschulallianz, an der die Universität Graz mit sechs weiteren Partnerinnen beteiligt ist, für 2021 viel vorgenommen. In den nächsten Wochen berichten die Menschen, die an der Uni Graz in der Arqus Allianz mitarbeiten, was bisher erreicht wurde und welche Ziele sich die Allianz für dieses Jahr gesteckt hat.
Als Abschluss der Kampagne heute im Doppelinterview: Rektor Martin Polaschek und Helmut Eberhart, academic coordinator der Arqus-Allianz in Graz
Welchen Mehrwert hat eine Europäische Hochschulallianz wie Arqus generell?
Martin Polaschek: Ein Netzwerk bringt immer mehrere Vorteile: während andere Kooperationen oft mit dem Engagement einzelner Personen stehen und fallen, ist die Allianz auf eine langfristige, nachhaltige Zusammenarbeit ausgerichtet. Teil des „Gesamtpakets“ zu sein, erhöht auch die individuelle Sichtbarkeit der sieben Partner-Universitäten auf internationaler Ebene. Außerdem werden wir uns in Zukunft dank neu etablierter Strukturen mit KollegInnen aus anderen europäischen Ländern schnell und umfassend austauschen – im wissenschaftlichen Bereich, aber auch was die Ausbildung unserer Studierenden sowie die Weiterbildung unserer MitarbeiterInnen betrifft. Das birgt die Chance, unsere sieben Universitäten zu Vorbildern auf europäischer Ebene zu machen: zu Forschungs-, Lehr- und Bildungseinrichtungen, die nah an der Gesellschaft arbeiten und Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Zeit entwickeln.
Helmut Eberhart: Ganz wichtig ist es deshalb, dass die Angehörigen unserer Universität Arqus nicht als Zwang, sondern als Chance sehen. Für die rund 60 Personen, die die Allianz hier in Graz aktiv betreuen und inhaltlich vorantreiben, bedeutet das natürlich einen Mehraufwand an Arbeit. Aber gerade davon können andere profitieren: Forschende, Studierende, MitarbeiterInnen, VertreterInnen der Wirtschaft sowie die Stadt Graz selbst. Natürlich hat die Covid-Pandemie Arqus gebremst. Aber wir hoffen, dass wir dieses Jahr gut für die Entwicklung verschiedener Formate nutzen können, um 2022 wieder mehr in den aktiven Austausch vor Ort zu gehen.
Was sind demnach für Sie die wichtigsten Ziele, die die Arqus-Partneruniversitäten 2021 anstreben sollten?
Eberhart: Wir haben durch Arqus die Möglichkeit, jungen KollegInnen den Einstieg in eine wissenschaftliche Karriere zu erleichtern. Es gibt Angebote vom Masterlevel aufwärts bis zur Post-Graduate-Phase. Auch arrivierte WissenschafterInnen, die schon lange persönliche, internationale Kontakte haben, können diese erweitern. Wichtig wird deshalb in diesem Jahr sein, Arqus sowohl intern als auch über die Grenzen der Universität hinaus noch bekannter zu machen.
Polaschek: Selbstverständlich müssen die Aktivitäten innerhalb der Allianz ständig evaluiert, adaptiert und weiterentwickelt werden. Coronabedingt ist das ja in den vergangenen Monaten schon passiert. Aber wir sollten schon jetzt an die Zeit nach der Pandemie denken: wenn Reisen wieder möglich sein werden, können etablierte Netzwerke wie Arqus den Neu- oder Wiedereinstieg in eine international aktive, wissenschaftliche Tätigkeit erleichtern.
Welche Rolle kommt unserer Hochschule innerhalb der Allianz zu?
Polaschek: Unsere Universität gehört sicher zu den umtriebigsten innerhalb der Allianz. Dass wir nicht nur Arbeitsaufträge brav abarbeiten, sondern uns auch ganz aktiv in konzeptionelle und koordinative Prozesse einbringen, ist nicht unbemerkt geblieben. Zusätzlich zu der EU-Finanzierung für das Horizon 2020 Projekt „Arqus R.I.“ hat auch das österreichische Wissenschaftsministerium Arqus kürzlich mit einer Förderung von 225.000 Euro bedacht. Die Stadt Graz fördert zudem die Umsetzung der in der Action Line (AL) 6 geplanten Aktivitäten zur Unterstützung von JungforscherInnen. Weil wir die AL6 koordinieren, hat unsere Universität die inhaltliche Verantwortung für ein ganz wesentliches Element der Allianz.
Wenn wir die Corona-Pandemie in den Griff bekommen haben: Was möchten Sie hinsichtlich der Arqus-Allianz als Erstes umsetzen?
Polaschek: Ich möchte sehr gerne unsere europäischen PartnerInnen nach Graz einladen. An einem oder mehreren Tagen soll hier endlich der persönliche Austausch von ForscherInnen, Studierenden, MitarbeiterInnen aber auch lokalen EntrepreneurInnen möglich sein.
Eberhart: Nach Corona werden wir uns fragen müssen, welche Verantwortung wir gegenüber einer Gesellschaft haben, die Wissenschaft wieder mehr zu schätzen weiß. Umso wichtiger wird es für die Zukunft sein, junge KollegInnen für die Forschung zu begeistern und sie einzuladen, über die Arqus-Allianz Projektideen mit Gleichgesinnten zu entwerfen und umzusetzen.